Die Vermessung des Menschen – Big Data und Gesundheit
                                    Wann
Do, 21. Mai 2015, 10:00 Uhr
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                                    Podiumsdiskussion (v.l.): Claudia Wiesemann (Deutscher Ethikrat), Anke Domscheit-Berg (Publizistin), Reinhard Merkel (Deutscher Ethikrat), Peter Langkafel (SAP) und Henry Völzke (Universitätsmedizin Greifswald),
Deutscher Ethikrat, Fotograf: Reiner Zensen
Die Menge der weltweit kursierenden Daten verdoppelt sich jährlich. Auch im Gesundheitsbereich arbeiten immer mehr Forscher, Firmen und Ärzte mit "Big Data". Gesundheitsdaten werden über soziale Netzwerke, mobile Apps oder Online-Patiententagebücher gesammelt. Gleichzeitig wachsen die Möglichkeiten, solche Daten schnell und effektiv auszuwerten und sie mit anderen Daten, etwa zum Einkaufsverhalten, zu verknüpfen.
Solche Analysen ermöglichen tiefe Einblicke in den individuellen Gesundheitszustand und Lebenswandel und bringen unterschiedliche ethische und rechtliche Herausforderungen für verschiedene gesellschaftliche Bereiche mit sich:
Im Privatleben ermöglicht das sogenannte Life-Logging eine immer umfassendere Selbstüberwachung, mit der Nutzer womöglich die eigene Freiheit und Selbstbestimmung zunehmend und unbemerkt einschränken.
Internationale Forschung und partizipative Medizin stellen im Rahmen des Open-Data-Trends immer größere Mengen an Rohdaten online zur Verfügung. Zusammen mit den neuen Datenverknüpfungsmöglichkeiten erhöht dies die Gefahr des Missbrauchs und eines Vertrauensverlusts in die Forschung.
In der Gesundheitsversorgung schafft die neue Datenfülle neben Chancen für Diagnostik, Therapie und Forschung auch neue Herausforderungen bei der Interpretation. Hinzu kommt die Sorge, dass die Datenauswertung zunehmend den persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt verdrängen könnte.
Angesichts dieser Entwicklungen möchte der Deutsche Ethikrat unter anderem folgende Fragen diskutieren:
- Welche Auswirkungen hat die Vernetzung von Daten auf die Arzt-Patienten-Beziehung?
 - Welche Folgen hat eine immer engmaschigere und oft kaum merkbare Sammlung von Gesundheitsdaten für die individuelle Selbstwahrnehmung und Freiheit?
 - Wie können Privatpersonen, Forscher und Firmen verantwortungsbewusst mit diesen Daten umgehen?
 - Wie lässt sich die Qualität und Zuverlässigkeit komplexer Datenauswertungen sichern?
 - Wie kann das Vertrauen in die Forschung gewahrt bleiben, wenn Probandendaten entschlüsselt werden können?
 - Wie kann der Gesetzgeber unter Big-Data-Bedingungen zu einem wirkungsvollen Schutz von Gesundheitsdaten beitragen?
 
Programm
Begrüßung
 Christiane Woopen · Vorsitzende des Deutschen Ethikrates
 Rede
I. Sachstand
Moderation: Katrin Amunts · Mitglied des Deutschen Ethikrates
Was ist Big Data?
 Wolfgang Marquardt · Forschungszentrum Jülich
 Präsentation
Die Berechnung des Menschen – wissenschaftstheoretische Grundlagen
 Klaus Mainzer · Technische Universität München
 Präsentation
Der digitale Patient – gesellschaftspolitische Perspektive 
 Frank Rieger · Chaos Computer Club
Diskussion mit dem Publikum
II. Normative Aspekte
Moderation: Silja Vöneky · Mitglied des Deutschen Ethikrates
Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstkonstruktion – zur Ethik von Big Data
 Peter Dabrock · Stv. Vorsitzender des Deutschen Ethikrates
 Präsentation
Datenflut und Datenschutz – Rechtsfragen 
 Thomas Petri · Bayerischer Landesbeauftragter für den Datenschutz
 Präsentation
Diskussion mit dem Publikum
Keynote
 Günther Oettinger · EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft
Diskussion mit dem Publikum
III. Foren
A – Life-Logging und Selbstvermessung
 Moderation: Michael Wunder · Mitglied des Deutschen Ethikrates
Florian Schumacher · Quantified Self Deutschland
 Zu Wearables, Self-Tracking und persönlichen Daten
 Präsentation
Stefan Selke · Hochschule Furtwangen
 Zur rationalen Diskriminierung durch Life-Logging
Elisabeth André · Universität Augsburg
 Zu Mensch-Maschine-Interaktion und Big Data
 Präsentation
B – Forschung im offenen Datenmeer
 Moderation: Carl Friedrich Gethmann · Mitglied des Deutschen Ethikrates
Christof von Kalle · Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg
 Zur wissenschaftlichen Praxis, große Kohorten
Nils Hoppe · Universität Hannover
 Zu normativen Herausforderungen von Big Data in der Forschung
 Präsentation
C – Der Patient als Datensatz
 Moderation: Peter Dabrock · Stv. Vorsitzender des Deutschen Ethikrates
Arno Elmer · gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte
 Zur Telematik im Gesundheitswesen
 Präsentation
Thomas Heinemann · Mitglied des Deutschen Ethikrates
 Zum Arzt-Patienten-Verhältnis
 Präsentation
IV. Konsequenzen
Moderation: Reinhard Merkel · Mitglied des Deutschen Ethikrates
Berichte aus den Foren
 Forum A: Michael Wunder · Mitglied des Deutschen Ethikrates
 Forum B: Carl Friedrich Gethmann · Mitglied des Deutschen Ethikrates
 Forum C: Peter Dabrock · Stv. Vorsitzender des Deutschen Ethikrates
Big Data = Big Health?
 Podiumsdiskussion
Henry Völzke · Universitätsmedizin Greifswald
 Claudia Wiesemann · Mitglied des Deutschen Ethikrates
 Peter Langkafel · SAP
 Anke Domscheit-Berg · Publizistin
Schlusswort
 Katrin Amunts · Mitglied des Deutschen Ethikrates