Die komplexen Formen des Zusammenlebens in modernen Gesellschaften werfen viele ethische und rechtliche Fragen auf. Zur Debatte stehen sowohl die gerechte Verteilung und Gewährleistung von Rechten, Pflichten und Ansprüchen, als auch fundamentale Fragen zur Interpretation des individuellen Wohls wie des Allgemeinwohls. Besondere Herausforderungen ergeben sich beispielsweise aus dem Recht besonders gefährdeter Personengruppen auf Inklusion und Selbstbestimmung. Andere wichtige Fragestellungen betreffen das Zusammenleben innerhalb familiärer Beziehungen, die Stellung der Religion innerhalb des säkularen Staates, oder auch den angemessenen Umgang mit Tieren. Von grundsätzlicher Bedeutung ist die Frage des Verhältnisses von Recht und Ethik. So fußt ethische Politikberatung auf der Annahme, dass geltendes Recht im Lichte ethischer Prinzipien kritisiert werden kann und weiterentwickelt werden soll. In einer gewissen Spannung zu dieser Annahme steht die Vorstellung, dass es in pluralen Gesellschaften keine allgemein akzeptierten ethischen Normen mehr gebe. Als Goldstandard bei der Bewältigung gesellschaftlicher, rechtlicher und ethischer Probleme gilt heute vielen der herrschaftsfreie öffentliche Diskurs. Dieser Diskurs muss offen, transparent und barrierefrei gestaltet werden, um ein möglichst breites Spektrum der Gesellschaft anzusprechen und miteinzubeziehen. Nur so lässt sich ein verständnisvolles, solidarisches und gerechtes Miteinander auch in Zukunft sicherstellen.