Pressemitteilung 07/2008

Deutscher Ethikrat greift das Thema Biobanken auf

Der Deutsche Ethikrat hat sich im Verlauf seiner Sitzung am 27. November 2008 mit ethischen Herausforderungen aktueller Entwicklungen bei Biobanken befasst.

Regine Kollek, Mitglied des Deutschen Ethikrates und Professorin für Technologiefolgenabschätzung der modernen Biotechnologie in der Medizin an der Universität Hamburg, arbeitete in ihrem Einführungsreferat heraus, dass sich seit der Veröffentlichung der Stellungnahme des Nationalen Ethikrates "Biobanken für die Forschung" im Jahr 2004 wichtige Veränderungen in der materiellen und strukturellen Entwicklung von Biobanken ergeben haben, die einer neuerlichen ethischen und rechtlichen Bewertung bedürfen.

Biobanken sind eine wichtige Ressource der Forschung, insbesondere für die Aufklärung der Ursachen und Mechanismen zahlreicher verbreiteter multifaktorieller Krankheiten und ihrer Behandlung. Damit sind sie unverzichtbar für die Entwicklung einer individualisierten Medizin.

In der jüngeren Entwicklung der Biobankenforschung zeichnet sich eine Vielzahl neuer Trends hinsichtlich der quantitativen und qualitativen Ausweitung, der Vernetzung und Internationalisierung, der Privatisierung und Kommerzialisierung sowie der Standardisierung, der Aufweichung der Zweckbindung und der Politisierung ab.

Daraus ergibt sich eine Reihe ethischer Herausforderungen: Die Tatsache, dass die Wissenschaft darauf angewiesen ist, so viele Daten wie möglich zu erheben und zeitlich unbegrenzt zu nutzen, und dass Daten aus der Genomforschung, weil sie individuelle Genmuster enthalten, nur schwer anonymisierbar sind, stellt den Datenschutz vor neue Aufgaben. Zusätzliche Probleme können sich daraus ergeben, dass der Zugriff staatlicher Stellen auf Datenbestände grundsätzlich nicht verweigert werden kann und die Informiertheit der Spender und ihre Kontrolle über Daten und Proben angesichts der Komplexität vernetzter Biobanken tendenziell sinken.

Frau Kollek empfahl dem Ethikrat, sich dieses Themas erneut anzunehmen, und wurde im Verlauf der anschließenden Diskussion von einer Reihe von Mitgliedern in diesem Anliegen unterstützt. Der Deutsche Ethikrat wird sich in seiner Dezember-Sitzung darüber verständigen, ob und auf welche Weise er sich mit diesem Thema weiter befassen wird.