Meldung

Trauer um Spiros Simitis, ehemaliger Vorsitzender und Mitglied des Nationalen Ethikrates (2001–2008) und Mitglied des Deutschen Ethikrates (2008–2012)

Der Deutsche Ethikrat trauert um Prof. Dr. Dr. h. c. Spiros Simitis, der am 18. März 2023 in Königstein im Taunus verstorben ist.

Spiros Simitis, am 19. Oktober 1934 in Griechenland geboren, war bereits in sehr jungen Jahren zum Jura-Studium nach Deutschland gekommen. Zunächst studierte er an der Philipps-Universität Marburg Rechtswissenschaften. Nach seiner Promotion wechselte er zur Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er sich anschließend habilitierte. Nachdem er von 1964 bis 1969 Professor für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht sowie Internationales Privatrecht an der Universität Gießen war, kehrte er als Professor für Arbeitsrecht, Bürgerliches Recht und Rechtsinformatik mit dem Themenschwerpunkt Datenschutz an die Goethe-Universität nach Frankfurt am Main zurück. Er gründete dort die Forschungsstelle Datenschutz, deren Direktor er viele Jahre war.

Spiros Simitis war einer der Wegbereiter des Nationalen Ethikrates, der im Mai 2001 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder eingerichtet wurde. Er wurde in der konstituierenden Sitzung am 8. Juni 2001 in Berlin zum ersten Vorsitzenden gewählt und hatte dieses Amt bis 2005 inne. Bis zur Auflösung des Nationalen Ethikrates Anfang 2008 war er weiter dessen Mitglied und hat in der gesamten Zeit die Arbeitsweise des Rates und seiner Geschäftsstelle maßgeblich mitgeprägt. Zu den wichtigen Stellungnahmen, die in seiner Zeit als Vorsitzender veröffentlicht wurden, gehörten beispielsweise „Zum Import menschlicher embryonaler Stammzellen“, „Genetische Diagnostik vor und während der Schwangerschaft“ und „Biobanken für die Forschung“. Er wurde auch in den im April 2008 eingerichteten Deutschen Ethikrat berufen und war bis 2012 dessen Mitglied.

Spiros Simitis hat in seiner Funktion als Vorsitzender wie auch als Mitglied des Nationalen und Deutschen Ethikrates stets die Pluralität im Rat begrüßt und für eine unabhängige und offene Diskussion gesorgt. Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen und diplomatisches Geschick waren stets eine Gewähr dafür, dass auch in kontroversen Diskussionen immer eine konstruktive Lösung gefunden wurde. Er wurde von allen im Rat und der Geschäftsstelle sehr geschätzt und hatte für jede und jeden ein offenes Ohr. Das Verhältnis zwischen Vorsitz und Beschäftigten der Geschäftsstelle war stets von gegenseitiger großer Wertschätzung geprägt.

Mit Spiros Simitis verlieren wir nicht nur einen weitsichtigen Demokraten, sondern auch einen passionierten Forscher und Berater der Politik, der die Anliegen des Datenschutzes engagiert vertreten und damit auch die Stellungnahmen des Ethikrates bereichert hat.

Alle, die ihn persönlich kannten, sind für die gemeinsame Arbeit und Zeit sehr dankbar. Ihr tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau, der Psychoanalytikerin Ilse Grubrich-Simitis, und seiner weiteren Familie.