Pressemitteilung 07/2019

Wissenschaft als Rettungsanker? Der Ethikrat diskutiert die Rolle der Wissenschaft in der Klimakrise

Am Mittwoch, dem 23. Oktober 2019, fand die Herbsttagung des Deutschen Ethikrates an der Georg-August-Universität Göttingen zum Thema „Meinen – Glauben – Wissen: Klimawandel und die Ethik der Wissenschaften“ statt.

Weltweit sprechen sich Menschen für zügige und zugleich nachhaltige politische Maßnahmen gegen den Klimawandel aus. Der Wissenschaft kommt dabei eine besondere Rolle zu. Von ihr versprechen sich die Menschen Antworten auf die drängendsten Fragen der Zeit.

Gleich zu Beginn der Tagung appellierte Peter Dabrock, der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, an die Gäste: „Wir werden die Herausforderung der Klimakrise nur dann bewältigen können, wenn wir bei allen Emotionen und allem Engagement Wissenschaft, ihre unterschiedlich eingelösten Exaktheitsansprüche und ihre Kommunikationsherausforderungen ernst nehmen; wenn wir verteidigen, was sie auch mit Blick auf die Klimakrise kann und soll.“ Um dies zu diskutieren, sind in Göttingen Vertreterinnen und Vertreter der Klimawissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Kommunikationswissenschaft, Rechtswissenschaft sowie Klimaaktivisten zusammengekommen.

Die Referenten waren sich einig, dass wissenschaftliche Erkenntnisse zur Bewertung der Klimakrise und in der politischen Beratung einen wichtigen Beitrag leisten können. Gleichwohl wurde kontrovers darüber diskutiert, wie politisch Wissenschaft sein darf. Die Runde nahm die unterschiedlichen Erwartungshaltungen an die Wissenschaft sowie die Notwendigkeit und möglichen Maßnahmen eines verantwortungsbewussten Umgangs mit wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Sicht von Politik, Medien und Gesellschaft in den Blick.

Die Wissenschaft kann Wege zu einer klimafreundlichen Politik aufzeigen. Die Rahmenbedingungen zu schaffen, dazu herrschte Konsens, sei Aufgabe der demokratisch verantworteten Politik. Diese mitzugestalten und umzusetzen, liegt wiederum in der Hand der Gesellschaft. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Wissenschaftsorganisationen sollten sich dabei auch als Teil der Gesellschaft begreifen.

Der Ethikrat rät insgesamt zu einer Versachlichung der Debatte. Der Freiheit und Komplexität wissenschaftlicher Forschung sowie der Revidierbarkeit der Forschungsergebnisse müsse Rechnung getragen werden, dies auch, um eine glaubwürdige wissenschaftliche Beratung von Politik und Gesellschaft zu ermöglichen.

Die Vorträge und Diskussionsbeiträge stehen in Kürze auf der Website des Deutschen Ethikrates unter www.ethikrat.org zur Verfügung.