Pressemitteilung 02/2008

Deutscher Ethikrat tagte erstmals öffentlich

Der Deutsche Ethikrat ist am gestrigen Donnerstag, dem 26. Juni 2008, zu seiner ersten öffentlichen Sitzung in Berlin zusammengekommen.

Gegenstand dieser Sitzung waren zwei Themenfelder: die gegenwärtige Praxis von anonymer Geburt und Babyklappen in Deutschland sowie Fragen der genetischen Chimärenbildung. An die Impulsreferate ausgewiesener Sachverständiger aus den Reihen des Ethikrates schloss sich eine ausführliche Diskussion an.

Am Vormittag informierte Ulrike Riedel über die seit 1999 bzw. 2000 in Deutschland gesammelten Erfahrungen mit anonymer Geburt und Babyklappen und ihre Auswirkungen auf die unmittelbar Betroffenen und die Gesellschaft. Sie äußerte sich kritisch zu den Angeboten von anonymer Geburt und Babyklappen in Deutschland. Sie betonte, dass eine ethische Bewertung dieser Situation bisher nicht erfolgt ist, und regte eine weiterführende Erörterung dieses Themas im Deutschen Ethikrat an. Es wurde vereinbart, dieses Thema weiter zu verfolgen und im Oktober eine öffentliche Anhörung von externen Sachverständigen durchzuführen.

Am Nachmittag referierten Jens Reich und Frank Emmrich über die verschiedenen Varianten genetischer und somatischer Chimären- und Hybridbildung und die Frage, inwieweit die aus Großbritannien bekannt gewordenen Experimente, menschliche somatische Zellkerne in entkernte tierische Eizellen zu transferieren, auch in Deutschland denkbar oder durch die geltende Rechtslage verboten sind. Die anschließende Diskussion ergab, dass dieses Thema wohl nicht nur einer juristischen, sondern vor allem einer ethischen Aufarbeitung bedarf. Der Deutsche Ethikrat wird sich noch darüber verständigen, inwieweit er sich mit diesem Thema befassen wird.

In seiner nächsten öffentlichen Sitzung am 24. Juli wird der Ethikrat – ebenfalls in Gestalt eines Impulsreferates mit anschließender Diskussion – Fragen der Ernährung in unserer Gesellschaft aufgreifen.