Pressemitteilung 04/2008

Deutscher Ethikrat befasst sich mit Alten- und Behindertenhilfe

Der Deutsche Ethikrat hat sich in seiner Sitzung am 28. August ausführlich mit der Zukunft der Alten- und Behindertenhilfe in Deutschland beschäftigt.

Dr. Hans-Joachim von Kondratowitz, Privatdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Altersfragen in Berlin, und Dr. Michael Wunder, Leiter des Beratungszentrums Alsterdorf in Hamburg und Mitglied des Deutschen Ethikrates, führten in die Praxis und die Perspektiven der Alten- und Behindertenhilfe in Deutschland ein und zeigten die Herausforderungen auf, die sich für die Gesellschaft daraus ergeben.

Aufgrund des demographischen Wandels steigt die Zahl der alten Menschen und der Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft stetig an. Gleichzeitig ändern sich die Ansprüche vieler Betroffener. Sie wollen nicht mehr in Heimen, sondern in eigenen Wohnungen leben und dort betreut werden. Dennoch wächst die Zahl der stationären Plätze in beiden Bereichen.

Zwar hat sich das Verständnis von Alter und Behinderung in den letzten Jahren deutlich verändert: Alte und behinderte Menschen werden nicht mehr als "Mängelwesen" wahrgenommen, sondern als aktive Mitbürger mit Partizipationsrechten. Dieses Umdenken ist in der Praxis jedoch oft noch nicht angekommen. Angebote der individuellen Unterstützung und Assistenz in selbstbestimmten Wohnformen sind in viel zu geringem Umfang verfügbar.

Die UN-Konvention zu den Rechten von Menschen mit Behinderung von 2006, die von der Bundesregierung 2007 unterzeichnet wurde, erklärt die Teilhabe und Gleichberechtigung für alle Menschen mit Behinderung zu Grundrechten. An ihr wird auch in Deutschland die weitere Entwicklung in der Alten- und Behindertenhilfe zu messen sein.

Dr. Wunder schlug dem Deutschen Ethikrat vor, auf der Grundlage der UN-Konvention Empfehlungen für die Zukunftsgestaltung der Alten- und Behindertenhilfe zu entwickeln. Das weitere Vorgehen wird der Rat in seiner September-Sitzung beraten.