Impfen als Pflicht?

Veröffentlicht: 27. Juni 2019

Impfungen gehören zu den erfolgreichsten Vorsorgemaßnahmen der Medizin und sind die wichtigste Möglichkeit zur Vermeidung durch Viren verursachter Infektionskrankheiten. Dennoch gibt es hartnäckige Vorbehalte gegenüber Impfungen, die vor allem mögliche Nebenwirkungen betreffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2019 Impfskepsis zu einer der zehn größten weltweiten Bedrohungen für die Gesundheit erklärt. Wie das Beispiel der Masern zeigt, kann eine solche Skepsis internationalen Anstrengungen zur Eindämmung von Infektionskrankheiten entgegenstehen. So kommt es trotz einer groß angelegten WHO-Kampagne zur Ausrottung der Masern, zu deren Umsetzung sich auch Deutschland bereits mehrfach mit nationalen Impf- bzw. Aktionsplänen verpflichtet hat, sowohl hierzulande als auch andernorts immer wieder zu lokalen Ausbrüchen.

Anhand des Beispiels der Masern hat der Deutsche Ethikrat untersucht, welche regulatorischen Maßnahmen zur Durchsetzung von Impfzielen ethisch und rechtlich akzeptabel sind. In seiner Stellungnahme hält der Deutsche Ethikrat fest, dass es keine reine Privatangelegenheit, sondern vielmehr eine moralische Pflicht ist, sich selbst und die eigenen Kinder gegen eine hochansteckende Infektionskrankheit wie die Masern impfen zu lassen. Aus dem Bestehen dieser moralischen Pflicht folgt allerdings nicht unmittelbar, dass auch die Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht gerechtfertigt wäre. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner Stellungnahme hält der Deutsche Ethikrat eine solche Impfpflicht nur für Personal im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen für sinnvoll. Er empfiehlt jedoch eine Reihe anderer Maßnahmen, die zusammen geeignet sein könnten, um noch vorhandene Impflücken zu schließen und das Ziel der Elimination der Masern dauerhaft zu erreichen.