Jahrestagung

Einsamkeit – Existenzielle Erfahrung und gesellschaftliche Herausforderung

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin

Zum Thema

In Deutschland fühlt sich nahezu die Hälfte der Bevölkerung einsam. Wird Einsamkeit zu einer Volkskrankheit? Die potenziell gesundheitsschädlichen Folgen – laut manchen Studien gefährlicher als Übergewicht – und die Rede von einer „Einsamkeitsepidemie“ mit weitreichenden gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen legen dies nahe.

Seit einigen Jahren rückt das Thema zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik. Die Einführung eines Kompetenznetzes gegen Einsamkeit und die Präsentation einer nationalen Strategie durch die Bundesregierung im Jahr 2023 sind klare Signale. Großbritannien ging sogar noch einen Schritt weiter und schuf im Jahr 2018 ein eigenes Ministerium. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf: Ist Einsamkeit eine grundlegende menschliche Erfahrung oder vielmehr ein charakteristisches Symptom unserer modernen Gesellschaft?

Was verstehen wir eigentlich genau unter Einsamkeit? Sie lässt sich nicht einfach mit dem Alleinsein gleichsetzen, sondern betrifft Menschen auch innerhalb von Gemeinschaften. Das Gefühl der Einsamkeit ist vielschichtig und wird individuell unterschiedlich erlebt. Dabei sind einige Personengruppen stärker betroffen. Zugleich wird Einsamkeit historisch und kulturell durchaus unterschiedlich gedeutet und bewertet, nicht zuletzt auch als bedeutungsvollen und erstrebenswerten Zustand. Gibt es also „gute“ und „schlechte“ Formen der Einsamkeit? Wie lassen sich Bedingungen für positive Aspekte schaffen und wie negativen Erscheinungen und ihren Folgen entgegenwirken?

Im Rahmen seiner Jahrestagung widmet sich der Deutsche Ethikrat zunächst der Einordnung dieses komplexen Phänomens in Zeit- und Ideengeschichte und beleuchtet die empirischen Grundlagen aus Sicht der Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Medizin. Weiterhin wird die Ausprägung von Einsamkeit in verschiedenen Lebenslagen und -abschnitten untersucht. Daran anschließend werden Ansätze zum Umgang mit Einsamkeit in Sozialer Arbeit und Seelsorge erörtert. Zum Ende der Veranstaltung wird die Diskussion dahingehend eröffnet, wie mit den gesellschaftlichen und politischen Fragen und Herausforderungen, die Einsamkeit mit sich bringt, umgegangen werden kann und wer hier in welcher Verantwortung steht.

Programm

09:30 Begrüßung
n.n. · Vorsitzende/r des Deutschen Ethikrates
 
I. Fachliche Einführung
09:35 Thematische Einführung
Mark Schweda · Deutscher Ethikrat
09:40 Zeitdiagnostische Einordnung
Heinz Bude · Universität Kassel
10:00 Moralphilosophische Einordnung
Lars Fredrik Händler Svendsen · Universität Bergen
10:20 Diskussion
10:45 Pause
11:00

Roundtable
Sozialwissenschaftliche Perspektive: Sabine Diabaté · Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
Psychologische Perspektive: Maike Luhmann · Ruhr-Universität Bochum
Medizinische Perspektive: Manfred Spitzer · Universitätsklinikum Ulm

Moderation: n.n.

12:15 Pause
 
II. Lebensverlauf und Lebenslagen
13:30 Forum A - Einsamkeit im Lebensverlauf
Kindheit/Jugend: Michael Noack · Hochschule Niederrhein
Mittleres Alter: Susanne Bücker · Universität Witten/Herdecke
Alter/Sterbende: Andreas Kruse · Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  Forum B - Lebenslagen der Einsamkeit
Marginalisierung: Cinur Ghaderi · Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe
Führungspositionen: Dieter Frey · LMU Center for Leadership and People Management
Sorgeverpflichtungen: Julia Spiegl · Universität Graz
15:00 Pause
 
III. Umgang mit Einsamkeit
15:30 Perspektive der Seelsorge und Theologie
n.n.
15:45 Politikwissenschaftliche Perspektive
Alexander Langenkamp · Goethe-Universität Frankfurt
16:00

Diskussion

Moderation: Judith Simon · Deutscher Ethikrat

 
IV. Einsamkeit als Herausforderung
16:30

Podiumsdiskussion
Lisa Paus · Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Jakob Simmank · Leiter des Gesundheitsressorts bei Zeit Online
Ulrich Lilie · Präsident der Diakonie Deutschland i. R.
Claus Wendt · Universität Siegen

Moderation: n.n.

17:25 Schlusswort
n.n. · Vorsitzende/r des Deutschen Ethikrates