Jahrestagung
Einsamkeit – Existenzielle Erfahrung und gesellschaftliche Herausforderung
Zum Thema
In Deutschland fühlt sich nahezu die Hälfte der Bevölkerung einsam. Wird Einsamkeit zu einer Volkskrankheit? Die potenziell gesundheitsschädlichen Folgen – laut manchen Studien gefährlicher als Übergewicht – und die Rede von einer „Einsamkeitsepidemie“ mit weitreichenden gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen legen dies nahe.
Seit einigen Jahren rückt das Thema zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik. Die Einführung eines Kompetenznetzes gegen Einsamkeit und die Präsentation einer nationalen Strategie durch die Bundesregierung im Jahr 2023 sind klare Signale. Großbritannien ging sogar noch einen Schritt weiter und schuf im Jahr 2018 ein eigenes Ministerium. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf: Ist Einsamkeit eine grundlegende menschliche Erfahrung oder vielmehr ein charakteristisches Symptom unserer modernen Gesellschaft?
Was verstehen wir eigentlich genau unter Einsamkeit? Sie lässt sich nicht einfach mit dem Alleinsein gleichsetzen, sondern betrifft Menschen auch innerhalb von Gemeinschaften. Das Gefühl der Einsamkeit ist vielschichtig und wird individuell unterschiedlich erlebt. Dabei sind einige Personengruppen stärker betroffen. Zugleich wird Einsamkeit historisch und kulturell durchaus unterschiedlich gedeutet und bewertet, nicht zuletzt auch als bedeutungsvollen und erstrebenswerten Zustand. Gibt es also „gute“ und „schlechte“ Formen der Einsamkeit? Wie lassen sich Bedingungen für positive Aspekte schaffen und wie negativen Erscheinungen und ihren Folgen entgegenwirken?
Im Rahmen seiner Jahrestagung widmet sich der Deutsche Ethikrat zunächst der Einordnung dieses komplexen Phänomens in Zeit- und Ideengeschichte und beleuchtet die empirischen Grundlagen aus Sicht der Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Medizin. Weiterhin wird die Ausprägung von Einsamkeit in verschiedenen Lebenslagen und -abschnitten untersucht. Daran anschließend werden Ansätze zum Umgang mit Einsamkeit in Sozialer Arbeit und Seelsorge erörtert. Zum Ende der Veranstaltung wird die Diskussion dahingehend eröffnet, wie mit den gesellschaftlichen und politischen Fragen und Herausforderungen, die Einsamkeit mit sich bringt, umgegangen werden kann und wer hier in welcher Verantwortung steht.
Programm
09:30 | Begrüßung n.n. · Vorsitzende/r des Deutschen Ethikrates |
I. Fachliche Einführung | |
09:35 | Thematische Einführung Mark Schweda · Deutscher Ethikrat |
09:40 | Zeitdiagnostische Einordnung Heinz Bude · Universität Kassel |
10:00 | Moralphilosophische Einordnung Lars Fredrik Händler Svendsen · Universität Bergen |
10:20 | Diskussion |
10:45 | Pause |
11:00 | Roundtable Moderation: n.n. |
12:15 | Pause |
II. Lebensverlauf und Lebenslagen | |
13:30 | Forum A - Einsamkeit im Lebensverlauf Kindheit/Jugend: Michael Noack · Hochschule Niederrhein Mittleres Alter: Susanne Bücker · Universität Witten/Herdecke Alter/Sterbende: Andreas Kruse · Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg |
Forum B - Lebenslagen der Einsamkeit Marginalisierung: Cinur Ghaderi · Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe Führungspositionen: Dieter Frey · LMU Center for Leadership and People Management Sorgeverpflichtungen: Julia Spiegl · Universität Graz | |
15:00 | Pause |
III. Umgang mit Einsamkeit | |
15:30 | Perspektive der Seelsorge und Theologie n.n. |
15:45 | Politikwissenschaftliche Perspektive Alexander Langenkamp · Goethe-Universität Frankfurt |
16:00 | Diskussion Moderation: Judith Simon · Deutscher Ethikrat |
IV. Einsamkeit als Herausforderung | |
16:30 | Podiumsdiskussion Moderation: n.n. |
17:25 | Schlusswort n.n. · Vorsitzende/r des Deutschen Ethikrates |